Naturgemäßer Nutzgarten - Beispiel Abtei Fulda
Abtei Fulda |
Es geht ohne Chemie im Nutzgarten - Pioniere im BIO-Gartenbau
Die Benediktinerinnen der Abtei zur Heiligen Maria in Fulda beweisen im Rahmen ihrer Selbstversorgung schon seit ewigen Zeiten, dass man ohne Chemie im Obst- und Gartenbau auskommen kann. Ganz bewusst wurde das Konzept des BIO-Gartenbaus nach dem zweiten Weltkrieg umgesetzt. Verantwortlich für diesen Klostergarten der Benediktinerinnenabtei sind Schwester Agatha und Schwester Christa (Gartenbauingenieurin). Schon in den 50er Jahren, also zu einer Zeit, in der Gartenbau zunehmend mit Hilfe chemischer Präparate durchgeführt wurde, dachten die Schwestern über Alternativen nach, denn in der chemischen Landwirtschaft konnte für sie nicht die Zukunft liegen. Literatur über natürliches oder biologisches Gärtnern gab es zu dieser Zeit noch nicht. Man musste selbst experimentieren und Erfahrungen sammeln. Leitgedanke ist, dass man im Einklang mit der Natur arbeitet. Durch ihre vorbildliche Pionierarbeit der Schwestern der Abtei Fulda konnte sich der biologische Gartenbau bundesweit etablieren. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung für diese herausragende, uneigennützige Arbeit. Jeder kann dem Vorbild der Abtei folgen und in seinem Nutzgarten auf den Einsatz von Chemie verzichten. Der Lohn sind gesunde Pflanzen und Früchte von ausgezeichnetem Geschmack. Es braucht allerdings seine Zeit, bis der Boden gesundet ist. 3 Kernpunkte gilt es dabei zu beachten. Kompostierung - Bodengesundheit - Mischkultur |
1. Die Kompostierung
Kompostierung in der Abtei |
Die Düngezufuhr erfolgt durch die eigene Herstellung von Kompost. Dabei wird zur Schnellkompostgewinnung HUMOFIX eingesetzt. Dieser Aktivator wird in der Abtei selbst aus Schafgarbe, Brennnessel, Baldrian, Löwenzahn, Kamilleblüten und Eichenrinde hergestellt. Die Kräuter werden getrocknet und pulverisiert, dann mit Milchzucker und Honig als Präparat zusammengemischt. Die zur gesunden Rotte notwendigen Mikroben werden durch den Einsatz von HUMOFIX gefördert und tragen dazu bei, dass innerhalb von nur 4 bis 6 Wochen reifer Humus entsteht. Dabei wird eine hohe Anfangstemperatur von 60 bis 65 Grad erreicht, wodurch Unkrautsamen, Schädlinge und Krankheitserreger zerstört werden. 2 bis 3 kg werden pro qm auf den Gartenboden aufgebracht. So entsteht ein lebendiger, fruchtbarer Boden, eine gute Bodenstruktur und -gare, gesunde und widerstandsfähige Pflanzen, die wiederum für eine reiche Ernte sorgen. |
1 Päckchen Humofix reicht für 2 cbm Kompost. Man benutzt nach Möglichkeit Regenwasser zum Ansetzen. Das Päckchen Humofix wird in eine Literflasche mit Regenwasser gegeben, dann schüttelt man die Flasche kräftig und lässt das Ganze einen Tag stehen. Die zerkleinerten Gartenabfälle werden in Schichten von 20 cm bis 25 cm auf durchlässigem Boden aufgeschichtet. Auf jede Schicht gibt man etwa 1 cm ausgereiften Kompost (alternativ kann auch Gartenerde genommen werden), evtl. auch etwas Algenkalk draufstreuen und anschließend mit Humofixwasser besprühen, wobei man zuvor die angesetzte Literflasche auf 10 Liter Regenwasser gibt. Dies wiederholt man nun 4 Mal. Auf die fünfte Schicht Gartenabfälle wird kein Humofix mehr aufgetragen. Diese wird mit Säcken, Stroh oder ähnlichem abgedeckt, um die gewünschte Anfangstemperatur zu erhalten. Die Abdeckung wird nach 2 Tagen entfernt.
Einen neu angesetzten Komposthaufen kann man auch nachträglich mit Humofix aktivieren, indem man in Abständen von 20 cm senkrechte Löcher mit einem spitzen Stock bis 10 cm über der Erde bohrt und den Humofixansatz mit kreisender Bewegung in die Löcher verteilt.
Der Humofix-Aktivator kann bei der Abtei Fulda bezogen werden.
2. Die Bodenbedeckung - Bodengesundheit
Durch eine dauerhafte Bodenbedeckung wird der Boden vor Erosion, Auswaschung und Austrocknung geschützt. Mikroorganismen und Regenwürmer fühlen sich wohl und produzieren ständig Düngernachschub. Ein Biogärtner gräbt nicht um, sondern überlässt dies den Regenwürmern. Das gleichbleibende Bodenklima sorgt für ein gesundes Wachstum der Pflanzen. Dabei wird z.B. im Herbst zur Bodenbedeckung gezielt Gelbsenf ausgesät, der dann im Winter abstirbt und bis zum Frühjahr den Boden bedeckt.
3. Die Mischkultur
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Durch Experimente, Zufallsbegebenheiten und Informationsaustausch hat man über die Jahre Erfahrungen zu guten und schlechten Nachbarschaften von Nutzpflanzen sammeln können. Dazu gab es dann noch zum Teil nur mündlich übermittelte Erkenntnisse, die man konsequent mit angewandt hat. Als deutsche Pionierin in puncto Mischkultur kann man Gertrud Franck bezeichnen. Nach ihrem Schema wird im Klostergarten in etwa gearbeitet, allerdings nicht ganz so streng und dogmatisch. Um die positiven Effekte der Mischkultur zu nutzen und dennoch die Gemüsepflanzen immer optimal mit Nährstoffen zu versorgen, werden Pflanzkombinationen gewählt, die auch in ihrer Nährstoffbedürftigkeit zusammenpassen. Dann wird beetweise gewechselt. Auf ein gut mit Kompost versorgtes Beet kommt Kohl im Wechsel mit Sellerie. Durch die ätherischen Öle des Sellerie werden Schädlinge vom Kohl abgehalten. Wesentlicher Bestandteil der Mischkultur ist die Ergänzung durch Blütenpflanzen die Schädlinge abwehren wie z.B. Ringelblumen oder Tagetes. |
Neben den positiven Nachbarschaften der Nutzpflanzen wie z.B. Zwiebel und Möhren, Bohnen - Möhren oder Buschbohnen und Tomaten ist es insbesondere der Abtei Fulda zu verdanken, dass jetzt Erkenntnisse zu den positiven Wirkungen Kräuter und Blumen im Biogarten vorliegen. So halten die Ringelblumen die Tomaten gesund und wohl kaum jemand kommt auf die Idee, Möhren neben Brennnesseln stehen zu lassen. Dabei werden durch den Duft die Schädlinge irritiert, die dann lieber die Monokulturen aufsuchen. Die Blumen und Kräuter ziehen verstärkt Nutzinsekten an, die Schädlingen in Grenzen halten. Durch die Blumen- und Kräutervielfalt angelockte Hummeln und Wildbienen sorgen als Dank für die reichliche Nahrung wiederum für eine gute Befruchtung bei den Nutzpflanzen.
Eine Übersichtstabelle mit positiven und negativen Nachbarn einer Mischkultur finden Sie u.a. hier:
http://www.gartenzauber.com/mischkultur-auf-gute-nachbarschaft/
Sollte es dennoch einmal Probleme geben, greift man nicht auf die Chemie zurück. Jauchen oder auch Tees werden aus verschiedenen Pflanzen hergestellt und zur Stärkung und Abwehr gegen Krankheiten und Schädlinge eingesetzt. Überhaupt wurden in der Abtei Fulda die ersten Rezepte zu solchen Kräuterjauchen entwickelt, die inzwischen in vielen Büchern und Zeitschriften beschreiben werden. Rezepte dazu gibt es in einem kleinen Büchlein: "Pflanzensaft gibt Pflanzen Kraft".
4. Fachliteratur der Abtei Fulda
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