Menschen tragen eine Erdkugel

Befruchtung Obstbäume - Bestäubung

Im Obstbau war es früher eine verbreitete Praxis, durch die Arten- und Sortenvielfalt dazu beizutragen, mögliche Verluste in einem Bereich, durch bessere Erträge in anderen Bereichen auszugleichen. Um negative Windeinflüsse zu vermeiden, wurden als Begrenzung Hecken gepflanzt. Dies führte bewusst oder unbewusst dazu, dass für Hummeln und andere Wildbienenarten über einen langen Zeitraum ein Nahrungsangebot zur Verfügung stand, was ihren Fortbestand sicherte. Sie dankten es den Obstbauern und sorgten für eine gute Befruchtung.

Hummeln und Honigbienen sind für die Bestäubung wichtig

Verschiedene Untersuchungen belegen, dass sich Hummeln und Honigbienen bei der Bestäubung ergänzen. Bei kühlem Wetter sind die Hummeln die alleinigen Blütenbesucher. Während Honigbienen erst ab Temperaturen von 12 Grad aktiv werden, fliegen Hummeln bereits ab 7o. Wird es wärmer, kommen die Honigbienen zum Zuge und die Hummeln weichen auf die kühleren Morgen- und Abendstunden aus. Die Bestäubungsaktivität (Blütenbesuche pro Tag) der Hummeln ist zwei- bis dreimal so groß wie die der Honigbienen. Auch fliegen Hummeln bis zu 18 Stunden am Tag, während Bienen nur bis zu 14 Stunden unterwegs sind. Da viele Obstbäume auf eine Fremdbestäubung durch andere Sorten angewiesen sind, ergibt sich ein weiterer Vorteil der Hummeln. Im Unterschied zu Honigbienen sind sie nicht so sortenbeständig und wechseln stetig von Baum zu Baum. Nachteilig ist aber, dass Hummelvölker oft nicht groß genug sind. Auch legen sie keine großen Wege zurück. Eine mögliche Erklärung ist hier, dass sie bis zu 20 % ihres Körpergewichts an Pollen und manchmal noch mehr an Nektar transportieren.

Wie viel Bienenvölker sind für die Blütenbefruchtung erforderlich?

In einem Beitrag der Zeitschrift "Der Obstbau" vom April 1952 hat der Landesökonomierat Dr. Kühner auf Untersuchungen von Professor Ewert verwiesen. "Danach wird ein Bienenvolk von normaler Stärke bei Kernobst für 33 hochstämmige Bäume und bei Steinobst für 25 Bäume als notwendig erachtet." Bei mehrjährigen Untersuchungen zum Kirschertrag konnte nachgewiesen werden, dass ohne Bieneneinsatz die Ernte in einem Testgebiet im Durchschnitt bei 50.000 bis 60.000 Zentner lag, mit entsprechendem Einsatz von Bienenvölkern der Ertrag auf 210.000 Zentner erhöht werden konnte.

Förderung von Hummeln und sonstigen Wildbienen möglich und notwendig

Hummel Kasten
Hummelkasten Eigenbau fertiger Hummelkasten Wildbienenwand mit vielen Nistangeboten

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Durch eine gezielte die Förderung der Hummeln und sonstigen Wildbienen können die Erträge im Obstbau verbessert werden. Ein naturnaher Lebensraum mit Nistmöglichkeiten, und ein durchgehendes Nahrungsangebot sind unerlässlich. Allerdings haben die Hummeln auch Feinde. Die Wachsmotten gehören dazu. Sie sind in der Lage ein ganzes Hummelvolk zu zerstören. So traurig es ist, das Sterben eines Hummelvolks durch Wachsmotten gehört zum Gang der Natur.

Natürliche Nisthöhlen kann man in Steinhaufen erstellen oder z.B. durch das Einsetzen von Tontöpfen ins Erdreich. Der Hohlraum wird mit Heu, Moos oder Holzwolle ausgefüllt und damit kein Regenwasser eindringt, mit einer Steinplatte zugedeckt. Der Einflug von Hummeln ins Nest muss natürlich noch möglich sein, siehe Abbildung.

Eine weitere Möglichkeit bieten Trockenmauern. Hier kann man durch die Anlage von Hohlräumen viele Nistmöglichkeiten schaffen. Neben den Erdhöhlen kann man auch künstliche Nisthöhlen anbieten. Eine Möglichkeit ist es, alte Bienenstöcke in Hummelquartiere umzuwandeln. Tipps zur Förderung von Hummeln gibt es auch in unserem "Merkblatt Hummelschutz"(konstenfreier Download).

Weitere Informationen inkl. Bestellmöglichkeit Hummelnistkasten siehe: http://www.bund-lemgo.de/Wildbienen_sch_tzen.html

Trachtenband für Wildbienen inkl. Hummeln und Wespen ist wichtig

Comfrey
Frühtracht Lerchensporn mit Hummelkönigin Comfrey (Beinwell) als Nachtracht

Vor und nach der Obsternte brauchen Hummeln ein genügend großes Nahrungsangebot. Besonders wichtig ist eine gute Frühtracht. Der Ansiedlungsort für das Hummelnest wird von der Hummelkönigin in der Nähe zur Frühtracht gewählt. So kann das Hummelvolk schnell heranwachsen.

Von daher wirkt sich die Anpflanzung von frühblühenden Weidenarten oder Kirschpflaumen in unmittelbarer Nähe der Obstwiesen oder in einer umgrenzenden Hecke positiv aus. Bei Kopfweiden besteht zudem der Vorteil, dass in alten Bäumen natürliche Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten für Hummeln und andere Tierarten geboten werden. Frühblühende Obstsorten, wie z. B. Stachel- und Johannisbeeren fördern ebenso die Ansiedelung.

Auch nach der Obstblüte muss ein ausreichendes Nahrungsangebot vorhanden sein, sonst verhungern die Hummelvölker. Gegen Juli, August wird ein großes Pollenangebot benötigt, da dann die Jungköniginnen aufgezogen werden: viele Jungköniginnen können im nächsten Jahr auch viele Völker gründen. So schließt sich der Kreis. Ein ortsnahes und durchgehendes Nahrungsangebot (Trachtenband) sichert die Existenz eines Hummelvolkes und trägt zu guten Ernteerträgen in Streuobstwiesen bei. Bei Hummeln ist z.B. der Comfrey, auch Beinwell oder Beinwurz genannt, sehr beliebt. Er bietet über Wochen ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Er sollte am Rand einer jeden Streuobstwiese angepflanzt werden.

Die Förderung von Wildbienen inkl. der Hummeln ist natürlich auch für den Ertrag im Nutzgarten von Vorteil. Futter- und Trachtpflanzen für Hummeln in Streuobstwiesen

Da das durchgehende Trachtenband von entscheidender Bedeutung ist, haben wir unter dem Titel "Futter- und Trachtpflanzen für Hummeln in Streuobstwiesen" ein Info mit den Blütezeiten von Wild- und Heckenpflanzen erstellt. Angegeben wird im Info auch, ob die Pflanze ein guter Nektar- und Pollenspender ist. Die Pflanzenliste soll helfen, an alte Traditionen anzuknüpfen. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch die übrigen Wildbienen, die Honigbienen, Wespen und viele weitere Insekten brauchen Nektar. Ab sofort stellen wir das Info zum kostenfreien Download bereit.

Info Futter- und Trachtpflanzen

Winterquartier für Hummelköniginnen

Neben dem Trachtenband muss es im Obstgarten für die Hummelköniginnen auch ein geeignetes Winterquartier geben. Die Winterquartiere der Königinnen der einzelnen Hummelarten können recht verschieden sein. So bevorzugen sie je nach Art Böschungen, Erdwälle, Komposthaufen und Höhlen. Wiesenhummel sowie Dunkle und Helle Erdhummel überwintern beispielsweise  gerne an baumbewachsenen Abhängen. Selbst gegrabene Erdlöcher und sogar verlassene Mäusenester sind beliebte Unterkünfte für die kalte Jahreszeit. Auch hier kann man unterstützende Möglichkeiten für ein Winterquartier im Garten anlegen. Im Schweizer Portal für Natur- umnd Umweltschutz gibt es dazu umfassende Erläuterungen.

Link Winterquartier für Hummelköniginnen

Befruchtung bzw. Bestäubung von Obst und Gemüse - Wildbienen sichern gut Ernten

Neuere Forschungsergebnisse bestätigen, dass neben den Honigbienen auch die Wildbienen inkl. der Hummeln und weitere Insekten wie z.B.die Schwebfliegen für eine gute Befruchtung sorgen. Dabei dürfte nach wie vor ausschlaggebend sein, dass es ein durchgängiges Trachtenband für die Bestäuber gibt, damit sie vor und nach der Obstblüte genügend Nahrung im Umfeld finden.

Hier ein Bericht zu den Forschungsergebnisse aus der Schweiz: /download/FB_Untersuchungen_Besta_776_ubung_durch_Wildbienen_303.pdf

Die Ergebnisse zu einer weiteren Studie zum Thema Befruchtung durch Wildbienen finden Sie hier:

http://www.bund.net/themen_und_projekte/aktion_wildbienen/bestaeubung/wildbienen_sichern_gute_ernten/

Das Fotos rechts vom Obstanbau aus dem Alten Land zeigt, dass es hier nach der Obstblüte für Bienen, Wildbienen und Schwebfliegen nichts zu holen gibt. Das weltweite Bienensterben zeigt aber, welche Risiken damit verbunden sind.

Siehe hierzu auch unsere Informationen unter: http://www.bund-lemgo.de/imker_lippe.html

Künstliche Nisthilfen für Wildbienen haben sich bewährt. Problematisch ist ihr Einsatz wenn gleichzeitig Spritzmittel eingesetzt werden.

Beim Einsatz künstlicher Nisthilfen ist wie zuvor ausgeführt zu beachten, dass man den Wildbienen vor der Obstblüte und nach der Obstblüte noch genügend Nahrung anbietet. Das sogenannte Trachtenband ist hier unerlässlich.

Das Handbuch zur Mauerbienenzucht bieten wir hier als Download an - Handbuch Mauerbienenzucht -

Weitere Informationen zu Wildbienenhotels findet man hier: 

http://www.bienenhotel.de/ - http://www.wildbienen.info/artenschutz/nistm01.php - http://www.bund-lemgo.de/Wildbienenschutz.html

Befruchtungsverhältnisse der Apfelsorten

Bei der Befruchtung kommt es nicht nur auf Honig- und Wildbienen an. Apfelsorten benötigen meist eine Bestäubung durch eine andere Apfelsorte. Dies ist dann manchmal auch Ursache für einen geringen Ertrag.

Die Befruchtungsverhältnisse bei Obstsorten wurden bei den weit verbreiteten alten Obstsorten untersucht. Zu selteneren Sorten liegen meist kaum bzw. keine Untersuchungsergebnisse vor. Wir haben einmal 15 Literaturquellen mit Befruchterangaben ausgewertet und ein einer Tabelle zusammengestellt. Mehr als 350 Apfelsorten sind hier erfasst. Die Datei enthält auch Angaben über den Blütezeitpunkt, wobei die Angaben in der Literatur zum Teil widersprüchlich waren. Hier haben wir dann meist beide Angaben übernommen.

Die Auswertung bieten wir als kostenfreies Download an. Auswertung BUND Lemgo zur Befruchtung von Apfelsorten

Informationen zur Befruchtung von Obstsorten siehe auch: /download/FB_Befruchtung_Obstsorten_302.pdf

Bestäuberhandbuch der Arbeitsgemeinschaft Bienenforschung: http://www.bestaeubungshandbuch.at/