Menschen tragen eine Erdkugel

Lippische Tiefenblümchen

Pressemitteilung - Lemgo, den 21. April 2007

seit Jahren besteht ein reger Informationsaustausch zwischen der der größten Spezialbibliothek für Gartenliteratur in Deutschland, der Bücherei des Deutschen Gartenbaus in Potsdam, die bereits 1822 gegründet wurde und der Lemgoer Ortsgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz. Die Gartenbaubibliothek ist inzwischen Teil der Universitätsbibliothek der Technischen Universität in Berlin. Beim Informationsaustausch geht es insbesondere um Fachliteratur zum Thema Obstbau. Hier hat die BUND-Ortsgruppe eine Datenbank fürs Internet mit mehr als 4.000 alten Obstsorten aufgebaut, was ohne die Unterstützung aus Potsdam nicht möglich gewesen wäre.

Als Dr. Wimmer von der Gartenbaubibliothek eine Spende zur Digitalisierung alter Literatur erhielt, tauchte sofort die Frage auf, welche Werke ausgewählt werden sollten. Auch auf Vorschlag von Willi Hennebrüder aus Lemgo wurden die Pomologischen Monatshefte der Jahrgänge 1855 bis 1905 digitali­siert, in denen eine Vielzahl von Obstsorten erstmals beschrieben wurde. Willi Hennebrüder erhielt dann die erste DVD mit 5 Sortenwerken und den Pomologischen Monatsheften verbunden mit der Bitte einmal zu prüfen, ob beim Scannen nicht Fehler unterlaufen seien.

Bei der Überprüfung der Pomologischen Monatshefte wurde durch Zufall ein Beitrag aus dem Jahre 1897 vom Gar­ten­baudirektor Schuhmann aus Detmold zum Doodapfel entdeckt. Schumann war 1880 von Frankfurt nach Detmold ge­kommen, um die Leitung der "Fürstlich Lippeschen Gärten" zu übernehmen. Er fand laut seinem Bericht auf den Märkten und in den Schaufensterauslagen einen sehr guten Dauerapfel, der allseits gerühmt wurde und den Namen "Tiefenblümchen" trug. Im Laufe der Zeit erfuhr er, dass diese Apfelsorte in Lippe in fast jedem Bauergarten und zu Hunderten an den Straßenrändern anzutreffen war. Der Name Tiefenblümchen konnte dabei nur eine Lokal­be­zeichnung sein, weil dieser in keinem Sortenwerk zu finden war. Nach längerer Suche entdeckte er schließlich 1883 auf einer Obstbauausstellung in Hamburg einen sogenannten "Doodapfel", der mit dem Lippischen Tiefen­blümchen identisch war. Wobei das Wort "Dood" eine umgangssprachliche Bezeichnung für den tiefliegenden Kelch des Apfels steht.

In Lippe ist der Doodapfel inzwischen verschwunden. Keiner kennt ihn mehr. Eine der Ursachen für das Verschwinden der Sorte in Lippe und anderswo könnte einmal mehr die Unkenntnis sein. Die Genussreife als Tafelapfel tritt erst ab März ein, zuvor dürfte der Apfel ziemlich sauer sein, was bekanntlich nicht Jedermanns Geschmack ist.

Der Bericht war nun Anlass für die Lemgoer BUND-Aktivisten nach dieser Sorte zu suchen. Alle großen Baumschulen in Deutschland wurden angeschrieben und tatsächlich, es gab eine einzige Baumschule in der Nähe von Bremen, die die Sorte noch im Angebot hatte. Auch hier war es ein Zufall, dass man sie erhalten hatte. Eine ältere Dame hatte beim Verkauf ihres Gartenlandes zur Auflage gemacht, dass die dort vorhandenen Doodapfelbäume durch Veredlung in einer Baumschule in ihrem Bestand gesichert werden müssten.

Seit letzter Woche ist das Lippische Tiefenblümchen wieder in Lippe angekommen. Ein erstes Exemplar wurde in der Streuobstwiese am Lindenhaus gepflanzt. Nun ist man in bei den BUND-Mitgliedern gespannt, ob die Aussage von Gartenbaudirektor Schuhmann auch stimmt: "Als Dauerfrucht hat er das Verdienst, dass es sich bis in den Sommer hinein gut hält und von den Konditoren zur Verwendung für Apfelkuchen und Torten sehr gesucht ist."

Willi Hennebrüder

Pressesprecher